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14.07.2023

Kapitel 1: Den Wirtschaftswandel zu einem klimaneutralen Land gestalten, Energie-, Wärme- und Verkehrswende verwirklichen

Der Wirtschaftswandel hin zu einer klimaneutralen Wirtschaftsweise, Mobilität, Energie- und Wärmeversorgung ist die größte Veränderung seit Beginn der industriellen Revolution. Im 19. Jahrhundert sind wir in die massenhafte Verbrennung von Kohle, Gas und Öl eingestiegen. Im 21. Jahrhundert müssen wir aus der Verbrennung fossiler Energien aussteigen und gleichzeitig unseren Wohlstand sichern. Eine Wirtschaftsweise ohne klimaschädliche Treibhausgase ist nicht nur möglich: Hessen ist ein Industrieland und hat die Innovationskraft, um klimaneutral und damit zukunftsfähig zu werden. Es ist eine große Chance, wenn Energie- und Klimainnovationen hier bei uns entstehen. Wir wollen ein Hessen, das mit anderen nicht um die niedrigsten Löhne, sondern die besten Produkte konkurriert. Hierin liegt die Chance für zukunftssichere und gut bezahlte Arbeitsplätze. Deshalb sind der Wandel unserer Wirtschaft sowie die Energie-, Wärme- und Verkehrswende nicht allein ökologisch, sondern auch ökonomisch vorteilhaft. Entscheidend ist, den Wandel und die zunehmende Digitalisierung so zu gestalten, dass sie alle Menschen gut mitgehen können. Es kommt darauf an, den vor uns liegenden Wandel über mehrere Jahre und Jahrzehnte aktiv zu gestalten.

Zur Bekämpfung des Klimawandels und zum Erhalt unseres Wohlstands brauchen wir saubere Energie. Und seit dem Angriffskrieg Russlands und durch die damit zusammenhängenden Preisexplosionen für fossile Energieträger wird uns drastisch vor Augen geführt, welch fataler sicherheits- und wirtschaftspolitischer Fehler es ist, dass Deutschland so stark von Öl- und Gaslieferungen aus fragwürdigen Quellen angewiesen ist.

Wir wollen die Verkehrswende schaffen – für den Klimaschutz, aber auch weil sie bezahlbare, sichere Mobilität, eine bessere Lebensqualität für alle und bessere Chancen für den Wirtschaftsstandort Hessen schafft. Wir wollen die Freiheit, nicht auf ein Auto angewiesen sein zu müssen. Wir wollen, dass man nachhaltig mobil sein kann, egal wo man lebt und egal wie jung oder alt man ist.

Wir haben schon einiges erreicht. Wir GRÜNE in Hessen haben die Energiewende in Hessen nach Kräften vorangebracht – nun endlich auch mit viel Rückenwind durch die grüne Regierungsbeteiligung im Bund. Mehr als die Hälfte des in Hessen produzierten Stroms kommt bereits aus erneuerbaren Energien. Wir haben 2 Prozent der Fläche in Hessen für Windkraft und 1 Prozent für Solarenergie vorgesehen, kommunale Wärmeplanung angestoßen und für jede*n abrufbar ein Solar-Kataster zur Verfügung gestellt. Damit Menschen auf Bus und Bahn umsteigen, investieren wir in die Verkehrsverbünde, in Flatrate-Tickets, den Neubau und die Reaktivierung von Strecken. Für die Investition ins hessische Schienennetz stehen in den nächsten Jahren rund 20 Milliarden Euro zur Verfügung. Es werden über 200 Projekte für den Radverkehr umgesetzt, und wir haben mit dem Ausbau des hessischen Radschnellwegenetzes begonnen. Mit der AG Nahmobilität unterstützen wir die Kommunen dabei, die Mobilitätswende vor Ort umzusetzen. Wir elektrifizieren den motorisierten Verkehr – ob mit Ladesäulen für den privaten Pkw oder Oberleitungen für Lkws oder der Förderung von elektrischen Busflotten, der Elektrifizierung von Schienenstrecken oder dem Einsatz von Wasserstoffzügen auf der Schiene.

Das war erst der Anfang. Unser Land braucht mehr. Mehr Mut, die notwendigen Veränderungen anzugehen. Mehr Willen, diese Herausforderungen zu gestalten. Mehr Verantwortung, diesen Weg für alle fair und gerecht zu beschreiten. Gehen wir gemeinsam den nächsten Schritt.


Mit einem Klima- und Transformationsfonds den Wandel gestalten
Damit alle den Weg zur Klimaneutralität unseres Landes mitgehen können, werden wir einen Klima- und Transformationsfonds in Höhe von mindestens 6 Milliarden Euro in der nächsten Wahlperiode auflegen. Denn Veränderungen sind kein Schicksal. Wir können und wollen sie so gestalten, dass wir unseren Wohlstand sichern und alle daran teilhaben können. Der Fonds setzt auf die vorhandenen Programme für Klimaschutz und Transformation im Landeshaushalt auf, bündelt sie und entwickelt sie weiter. Derzeit sind hierfür in Summe durchschnittlich 900 Millionen Euro pro Jahr vorgesehen. Wir wollen kleine und mittlere Unternehmen, aber auch unsere Kommunen gezielt unterstützen, Maßnahmen zum Klimaschutz umzusetzen. Ein besonderes Augenmerk werden wir dabei auf die Transformation in der hessischen Chemieindustrie und der Automobilwirtschaft mit ihren Zulieferfirmen legen, damit diese Industrie und ihre Arbeitsplätze eine Zukunft in Hessen haben. Mit der Servicestelle Wirtschaftswandel Hessen haben wir einen Dreh- und Angelpunkt für die Transformation geschaffen. Sie soll Anlaufstelle für die Belange aller werden. Mit einem regelmäßigen Dialogformat „Wirtschaft. Wandel. Gestalten“ werden wir gemeinsam mit Verbänden und Gewerkschaften beraten, wie wir die Mittel aus dem Klima- und Transformationsfonds möglichst gezielt einsetzen können. Bei der Förderung werden soziale und ökologische Kriterien wesentlich sein.


Vollbeschäftigung durch Klimaschutz, Kreativität und Innovation
In der Kreativität und der Innovationskraft hessischer Unternehmen und ihrer Mitarbeiter*innen liegt ein Schlüssel zur Gestaltung des wirtschaftlichen Wandels. Klimaschutz, Energie- und Verkehrswende sowie Digitalisierung sind neben anderen Bereichen Innovationsfelder, in denen viele neue Produkte und Dienstleistungen entstehen. Schon heute sind viele hessische Unternehmen in diesen Bereichen aktiv. Klimaschutz und Innovationen eröffnen Perspektiven für viele neue und zukunftssichere Arbeitsplätze. Das Potenzial ist so groß, dass auch Vollbeschäftigung ein greifbares Ziel ist. Dieses Ziel bedeutet für uns auch, dass wir gemeinsam mit der Wirtschaft daran arbeiten, dass wir denjenigen eine neue Perspektive bieten, deren Arbeitsplätze durch den Wirtschaftswandel entfallen werden. Deshalb begleiten wir diese Entwicklung mit Landesprogrammen, die neben der Unterstützung von Unternehmen auch die gezielte Weiterbildung für Beschäftigte fördern. Denn nur so können Ressourcenverbrauch und Wirtschaftswachstum sozialverträglich voneinander entkoppelt werden.


Volle Kraft für erneuerbare Energien
Wir wollen den Ausbau der erneuerbaren Energien auf allen Ebenen forcieren. Beim Windkraftausbau werden wir einerseits dafür sorgen, dass die bereits ausgewiesenen Vorrangflächen schnellstmöglich bebaut werden. Darüber hinaus werden wir die Ausweisung weiterer bebaubarer Vorrangflächen voranbringen. Mindestens 2,2 % der Landesfläche sind hierbei – analog zu den Planungen der Bundesregierung – unser Ziel. Wir wollen den Zubau der Windkraft in Hessen sukzessive auf mindestens 500 Megawatt pro Jahr steigern und auch danach deutlich weiter erhöhen. Wir wollen zukünftig bei der Vergabe von Staatswaldflächen die Beteiligungsmöglichkeit für Bürger*innen noch höher gewichten, da das die Akzeptanz fördert. Ein weiteres Ziel ist das Repowering von Bestandsanlagen auch außerhalb von Windvorrangflächen. Hierfür sind wir ebenfalls auf entsprechende Rahmenbedingungen auf Bundesebene angewiesen. Energiegenossenschaften, echte Bürger*innenenergiegesellschaften und regionale Unternehmen, die für mehr Akzeptanz bei der Energiewende sorgen, wollen wir deshalb stärken. Langfristige Vereinbarungen zwischen einzelnen Abnehmern und einem Erzeuger erneuerbarer Energien fördern den Ausbau. Wir setzen auf schnellere Genehmigungs-, Beratungs- und Akzeptanzverfahren und die Stärkung der zuständigen Regierungspräsidien und des Verwaltungsgerichtshofs. In einer „Task Force Erneuerbare“ wollen wir gemeinsam mit den Akteur*innen Maßnahmen erarbeiten, um den Ausbau der erneuerbaren Energien zu beschleunigen und planerische sowie bürokratische Hürden abzubauen. Nordhessen hat sich auf den Weg gemacht, Modellregion für nachhaltige und resiliente Energiesysteme zu werden. Diesen Weg wollen wir unterstützen.

Den Ausbau der Photovoltaik und Solarthermie werden wir beschleunigen. Dafür haben wir bereits im Hessischen Energiegesetz die Grundlage geschaffen. Neue landeseigene Parkplätze werden ab 35 Stellplätzen und öffentliche ab 50 Stellplätzen mit Photovoltaikanlagen überdacht. Bereits jetzt setzen wir um, dass alle geeigneten landeseigenen Gebäude mit Photovoltaikanlagen ausgestattet werden. Daran wollen wir anknüpfen und mit Förderprogrammen von Bund und Land den Ausbau weiter voranbringen. Planungs- und Genehmigungsverfahren für Photovoltaikanlagen wollen wir insgesamt weiter vereinfachen und beschleunigen. Wie andere Bundesländer auch wollen wir eine Solarpflicht für alle Neubauten. Gleichzeitig werden wir dafür sorgen, dass günstige Darlehen bereitstehen, um Bauwillige bei den Investitionskosten zu unterstützen. Im Dialog mit den Kommunen wollen wir verbindliche Ausbauvorgaben für die Photovoltaik auch auf kommunaler Ebene festlegen. Das Solar-Kataster Hessen ist ein sehr wichtiges Instrument, um allen Menschen in Hessen die Möglichkeit zu geben, das Potenzial für eine Solaranlage auf dem eigenen Dach ermitteln zu können. Wir werden daher das bestehende Solar-Kataster Hessen weiterentwickeln. Beim Ausbau der Solarenergie ist für uns wichtig, dass sie vorrangig auf bereits versiegelten Flächen stattfindet und der Verbrauch wertvoller landwirtschaftlicher Fläche begrenzt wird. Deshalb wollen wir einen Freiflächensolarplan erstellen und dadurch die ökonomisch und ökologisch sinnvolle Verteilung von Photovoltaik bei der Bauleitplanung der Kommunen, aber auch auf den Flächen von Land und Bund an Straßen unterstützen. Innovative Nutzungskonzepte wie die Doppelnutzung landwirtschaftlicher Flächen für Photovoltaik und die Erprobung von Solaranlagen auf Binnengewässern bringen wir voran. Bei landwirtschaftlichen Flächen, die durch Nutzung mit Freiflächenphotovoltaik zu gewerblichen Flächen werden, setzen wir uns für eine Absenkung der Grundsteuer ein.



Mit Energieeffizienz ernst machen – Wärmewende jetzt
Gerade in der Wärmewende brauchen wir noch einen deutlichen Schub nach vorn. Eine Steigerung der Energieeffizienz dämpft die hohen Heiz- und Energiekosten und trägt gleichzeitig zur Bekämpfung des Klimawandels bei. Wir werden im Rahmen der Roadmap Energiewende eine Wärmewendestrategie für eine sichere und nachhaltige Wärmeversorgung in Hessen entwickeln. Wir wollen die Hürden senken und die Menschen dabei unterstützen, in ihrem Zuhause das dortige Energieeffizienzpotenzial zu heben. Dabei setzen wir auf niedrigschwellige Beratung, für alle leistbare Finanzierungskonzepte und verständliche Sanierungsfahrpläne, sodass ein Schritt nach dem anderen getan werden kann und die Investitionen bewältigbar sind. Kombiniert mit gezielten Förderprogrammen wollen wir so die Sanierungsquote deutlich steigern. Bei Förderungen des Landes und wenn das Land bei Eigentümerwechseln und Grundstücksvergaben Verantwortung trägt, setzen wir auf energetische Sanierungen und einen nachhaltigen Umgang mit Ressourcen. Die Förderungen wollen wir so strukturieren, dass sie einerseits eine maximale Einsparung von CO2 ermöglichen, andererseits aber vor allem die Menschen beim Energiesparen unterstützen, für die es besonders schwierig ist, die hohen Nebenkosten zu schultern. Serielle Sanierungskonzepte sollen helfen, die Sanierungsquote zu steigern. Außerdem wollen wir die Sanierungsförderung vereinfachen.
Kommunen kommt bei der Wärmewende eine besonders wichtige Rolle zu. Wir werden erneuerbare Wärmenetze unterstützen mit dem Ziel, eine zu 100 Prozent erneuerbare Wärmeversorgung zu erreichen. Dabei muss die Kühlung im Sommer unmittelbar mitgedacht werden. Mit einem Masterplan Geothermie wollen wir dafür sorgen, dass die Potenziale von tiefer und oberflächennaher Geothermie zur Wärmeversorgung und Kühlung genutzt werden. Die Nutzung von Abwärme, insbesondere von Rechenzentren, wollen wir forcieren. Wir machen dazu eine Wärmeplanung für alle Gemeinden verpflichtend. Wo immer möglich setzen wir für die Wärmeversorgung auf Quartiers- sowie auf interkommunale Lösungen. Bei neuen Wohngebieten soll direkt klimaneutral geplant werden. Hierfür werden wir spezielle Förderprogramme für die Kommunen auflegen.

Bei landeseigenen Liegenschaften und öffentlichen Gebäuden wollen wir eine klimaneutrale Bauweise für Neubauten erreichen und bei umfassender Sanierung den Effizienzstandard 55 übertreffen. Dafür werden wir für die Investitionsprogramme des Landes und das Investitionsprogramm für Hochschulen einen finanziellen Booster für die Erreichung dieser Standards vorsehen, um für laufende Planungen höhere Energiestandards zu ermöglichen.


Beratungsoffensive für mehr Durchblick im Dickicht
Um möglichst viele Menschen für den Umstieg auf erneuerbare Energien und energetische Sanierungen zu gewinnen, wollen wir die Beratungsoffensive für Mieter*innen, Hausbesitzer*innen, Kommunen und Unternehmen deutlich ausbauen. Hierfür werden wir die Landesenergieagentur stärken und ihr Beratungsangebot insbesondere für Stadtwerke und Kommunen intensivieren. Kommunale Energie- und Klimaschutzagenturen sind für Bürger*innen, Unternehmen und Vereine ein großer Gewinn. Deshalb verankern wir Energiekompetenzzentren auf Ebene der Kreise und kreisfreien Städte in ganz Hessen und vernetzen sowie fördern sie in Kooperation mit der LandesEnergieAgentur.


Intelligente Netze, Innovation und Forschung als Rückgrat der Energiewende

Damit erneuerbare Energien jederzeit effizient genutzt werden können, müssen verschiedene Sektoren intelligent miteinander vernetzt werden. Wir brauchen: Netze, Speicher, Wasserstoff und Innovationen. Speichertechnologien und Anreize für mehr Nachfrageflexibilität bei der Industrie gehören ebenso zur Energiewende wie der Einsatz von Wasserstoff. Intelligente Netze, Investitionen in die konstante Weiterentwicklung von Speichertechnologien und das Setzen von Anreizen, um die Nachfrageflexibilität insbesondere bei der Industrie auszunutzen, sind das Rückgrat der Energiewende. Wir stärken hier die Bundesanstrengungen und wollen mit einem Energiespeicherförderprogramm den Ausbau netzdienlicher Speicherinfrastruktur vorantreiben. Wir unterstützen den Ausbau der Wasserstoffinfrastruktur. Die Stromverteilnetze wollen wir zeitnah und großflächig für die Anforderungen der Energiewende ertüchtigen und Hürden abbauen. Dazu soll die Verteilnetzstudie aktualisiert werden. Digitale Technik ermöglicht dabei eine intelligente Verteilung und Nutzung von Strom auch in den Bereichen Wärme und Mobilität. Beim Übertragungsnetzausbau nehmen wir weiter die Rolle derer ein, die am Gelingen statt am Blockieren arbeiten und dazu verträgliche Lösungen für Ortschaften und Natur schaffen. Projekte für Grünen Wasserstoff bringen wir voran und setzen ihn dort ein, wo eine Elektrifizierung bei Verkehr und Industrie nur schwer möglich ist, da Effizienz bei seiner Nutzung entscheidend ist. Gemeinsam mit Forschung, Netzbetreibern, Energieversorgern, Wirtschaft und Kommunen arbeiten wir mit der Fortschreibung der Roadmap Energiewende an einem Umsetzungsplan für dieses digitale Energiesystem, setzen dabei insbesondere auf bestehende Reallabore auf und entwickeln Modellregionen. Die hessischen Hochschulen sind der Innovations-Hub für die Energiewende. Den nötigen Wissenstransfer von der Hochschule in Wirtschaft und Industrie wollen wir gemeinsam mit dem House of Energy vorantreiben.


Verkehrswende gestalten für Mensch und Umwelt
Wir wollen unsere Mobilität so entwickeln, dass sich die Qualität unseres Unterwegsseins für alle weiter verbessert und zu einer höheren Lebensqualität in Stadt und Land beiträgt. Damit das gelingt, vernetzen wir alle Formen des Verkehrs gleichberechtigt und intelligent. Alle Menschen sollen die Möglichkeit haben – egal mit welchem Verkehrsmittel oder zu Fuß –, gleichberechtigt und sicher am Verkehr teilzunehmen. So ermöglichen wir den Menschen eine echte Wahlfreiheit. Öffentliche Verkehrsmittel und Sharing- und On-Demand-Angebote werden zu einem integrierten Umweltverbund verknüpft, der einen Großteil der individuellen Mobilitätsbedürfnisse befriedigen kann – in der Stadt und auf dem Land. Für eine vernetzte Mobilität brauchen wir Umstiegsmöglichkeiten von Park-and-ride-Anlagen bis Fahrradboxen. Unser Ziel ist die Vision Zero: keine Getöteten und Schwerverletzten im Straßenverkehr mehr. Kommunen brauchen die Freiheit, selbst über innerörtliche Tempolimits entscheiden zu können und Geschwindigkeitsmessungen zu verstärken, um mehr Tempo 30 umzusetzen und die Verkehrssicherheit, den Klimaschutz und einen guten Verkehrsfluss für alle Teilnehmenden im Straßenverkehr zu verbessern. Auf innerörtlichen Landesstraßen schöpfen wir Möglichkeiten für Lärmminderung und Sicherheit des Straßenverkehrsgesetzes des Bundes aus. Barrierefreiheit und echte Teilhabe sind uns wichtig. Wir stärken Strukturen wie die Arbeitsgemeinschaft Nahmobilität, das Fachzentrum Nachhaltige Mobilitätsplanung und das House of Logistics & Mobility, die eine gute Zusammenarbeit von Kommunen und Land ermöglichen. Die Ausbildung der nötigen Fachplaner*innen, wie beispielsweise durch die Radverkehrsprofessuren an den Hochschulen, unterstützen wir. Als Land gehen wir als Arbeitgeber voran, wie beispielsweise bereits mit dem Jobticket, und entwickeln das Mobilitätsmanagement für alle Landesbeschäftigten weiter.


Mobilität auf die Füße stellen
Gehen ist gesund, umweltfreundlich und kostengünstig. Daher wollen wir lebenswerte Städte und Ortschaften mit kurzen Wegen, in denen Gehen attraktiv ist. Das belebt auch die öffentlichen Räume, stärkt den sozialen Austausch und die innerstädtische Wirtschaft. Mit der Arbeitsgemeinschaft Nahmobilität, die Musterlösungen für Verkehrsplanung anbietet, haben wir deshalb auch das Thema Fußwege im Blick. Barrierefreiheit, Sicherheit und angstfreie Räume für Kinder, Frauen, ältere als auch mobilitätseingeschränkte Menschen sind uns dabei wichtig. Barrierefreie Fußgängerüberwege, Querungshilfen und eine hohe Bewegungs- und Aufenthaltsqualität in Quartieren sowie Orts- und Stadtzentren laden zum Zufußgehen ein. Der öffentliche Raum gehört auch Kindern. Durch den Ausbau des schulischen Mobilitätsmanagements sorgen wir für sichere Schulwege.


Ein sicheres und ausgebautes Radverkehrswegenetz für Hessen
Mehr Radwege an Landes- und Bundesstraßen und mehr Radschnellwege: Wir wollen den Neubau und die Sanierung von Radwegen fortsetzen. Dazu haben wir an den Bundes- und Landesstraßen in den letzten Jahren nicht nur mehr gebaut, sondern viele Planungen angestoßen. Wir haben mit der Aufstockung des Personals für Radverkehr bei Hessen Mobil und der Dringlichkeitsbewertung für Radwege an Bundes- und Landesstraßen die Voraussetzungen dafür geschaffen. Wir wollen in der nächsten Legislaturperiode mindestens 250 Kilometer baulich getrennte Radwege an Bundes- und Landesstraßen realisieren sowie die Umsetzung von mindestens zehn Radschnellverbindungen auf den Weg bringen. Unser Ziel bei den Radwegen an Landesstraßen ist es, dass zwischen allen Gemeinden und zu ÖPNV-Haltestellen in Hessen gute Verbindungen bestehen, die sowohl im Alltag als auch für den Tourismus die Attraktivität des Radfahrens steigern. Das Radnetz ist zu rund 88 Prozent, das Fußverkehrsnetz fast vollständig in der Verantwortung der Kommunen. Die Kommunen und Kreise unterstützen wir deshalb weiter durch die Arbeitsgemeinschaft Nahmobilität Hessen umfassend bei der Stärkung des Fuß- und Radverkehrs. Ebenso fördern wir in den Landkreisen Nahmobilitätskoordinator*innen, die gerade kleine Kommunen aktiv bei der Umsetzung der notwendigen Maßnahmen für die Nahmobilität unterstützen. Damit Mobilität sicher ist, wollen wir 250 neue Überwege für Fußgänger*innen und Radfahrer*innen bauen. Die Kommunen und Kreise unterstützen wir weiter durch die Arbeitsgemeinschaft Nahmobilität Hessen umfassend bei der Stärkung des Fuß- und Radverkehrs. Im Sinne der hessischen Nahmobilitätsstrategie werden lokale Nahmobilitätskonzepte sowie Investitionen in Fuß- und Radverkehrsinfrastruktur auch zukünftig vom Land gefördert. Zudem möchten wir die Kommunen und Landkreise dabei unterstützen, ganzheitliche Mobilitätspläne zu entwickeln, die alle Mobilitätsformen in den Blick nehmen.


Unterwegs mit Bus und Bahn in Stadt und Land
Mit den hessischen Flatrate-Tickets für Schüler*innen, Auszubildende, Studierende, Senior*innen und Landesbedienstete haben wir gemeinsam mit den Job-Tickets von Unternehmen ein günstiges Angebot für die Hälfte aller Hess*innen geschaffen und waren damit Vorbild für das Deutschlandticket. Mit dem Hessenpass Mobil haben wir zudem ein günstiges Deutschlandticket für Menschen mit wenig oder keinem Einkommen auf den Weg gebracht. Wir wollen in Hessen auch weiterhin Vorreiter für günstige Flatrate-Tickets bleiben und entwickeln unsere Ticketmodelle weiter. Insbesondere setzen wir uns weiter im Bund für ein vergünstigtes Deutschlandticket für Schüler*innen, Azubis und Studierende ein. Wir unterstützen die Verbünde in der anstehenden Reform ihrer Tarife und Finanzierung. Für Kommunen wollen wir die Möglichkeit schaffen, Abgaben zur Finanzierung des ÖPNV zu erheben. Jetzt gilt es, den ÖPNV weiter so auszubauen, dass der Umstieg attraktiv ist. Das Prinzip „jedes Dorf, jede Stunde“ setzen wir um und entwickeln es zu einer hessenweiten Mobilitätsgarantie weiter. Unser Ziel ist, die Anbindungen vor allem in ländlichen Räumen so auszubauen, dass Busse und Bahnen landesweit an allen Tagen von 5.00 bis 23.00 Uhr mindestens stündlich fahren. Unsere Vision ist außerdem der Aufbau eines „NachtNetz Hessen“, damit auch von 23.00 bis 5.00 Uhr der ÖPNV eine sichere und verlässliche Alternative ist. Dies setzen wir im Rahmen der Hessenstrategie Mobilität um. Wir bringen den Ausbau des Schienennetzes voran, schließen den Schienenring um Frankfurt und reaktivieren Strecken. Für ein modernes und leistungsfähiges Netz treiben wir die Elektrifizierung voran. Wir wollen den Güterverkehr auf die Schiene verlagern, dafür fördern wir Gleisanschlüsse für Unternehmen und unterstützen dort, wo es als Land möglich ist, den Ausbau des Schienennetzes für Güterverkehr und die Schaffung von Umschlagmöglichkeiten. Wir unterstützen weiterhin Bürgerbusse und erkennen das wichtige bürgerschaftliche Engagement in diesen Initiativen an. Barrierefreie Bahnhöfe und Möglichkeiten zur Mitnahme von Kinderwagen und Fahrrädern müssen zum Standard werden, denn die Mobilitätsgarantie muss inklusiv gestaltet werden.


Mobilität klimaneutral machen
Unser Ziel ist die Verkehrswende mit der Prämisse: vermeiden, verlagern und verbessern. Niemand soll auf ein Auto angewiesen sein. Doch ganz ohne Auto auszukommen ist für viele Menschen nicht denkbar oder machbar und in Städten einfacher als auf dem Land. Wir wollen die Infrastruktur dafür schaffen, dass Kraftfahrzeuge elektrisch unterwegs sein können und damit auch Lärm und Feinstaub reduzieren. Mit einer Ladeinfrastruktur-Offensive werden wir ein flächendeckendes und einfach zugängliches Ladesäulennetz fördern und denken dabei die Bedarfe einer zukünftigen Speicherinfrastruktur mit. Auch die Umstellung auf klimaschonende Antriebe von Nutz- und Sonderfahrzeugen, wie Autos der Müllabfuhr, bringen wir weiter voran.
Mit neuen Mobilitätskonzepten wollen wir bis 2030 landesweit den Autoverkehr um ein Drittel senken. Um den Autoverkehr zu reduzieren, werden wir den Umweltverbund stärken und die Kommunen bei der Erarbeitung von Verkehrsentwicklungsplänen fördern und unterstützen. Kommunale Carsharing-Angebote schaffen Platz im öffentlichen Raum und sind oft günstiger als ein eigenes Auto und damit für viele Menschen eine Alternative. Lieferverkehre sollen umweltverträglich abgewickelt werden. Dazu gehören die Verlagerung auf Bahn und Schiff und der Einsatz von neuen Lieferkonzepten für die letzte Meile.
Unsere Priorität liegt auf der Sanierung von Straßen und insbesondere von Brücken. Die Vorhaben zum Neu- oder Ausbau von Bundesautobahnen im aktuellen Bundesverkehrswegeplan sind eine verfehlte Verkehrspolitik des letzten Jahrhunderts. Auf Bundesebene setzen wir uns deshalb für einen neuen Infrastrukturkonsens bei den Bundesverkehrswegen und für den vereinbarten Dialogprozess mit Verkehrs-, Umwelt-, Wirtschafts- und Verbraucherschutzverbänden über den geltenden Bundesverkehrswegeplan ein. Unser Ziel ist ein neuer Bundesnetzwege- und Mobilitätsplan, der den Klimaschutzzielen von Paris Rechnung trägt. Flugverkehr reduzieren und Lärmschutz stärken Flugverkehr verbindet Menschen aller Kontinente und ermöglicht Handel und Begegnungen. Zugleich ist er ein sehr schädlicher globaler Klimafaktor. Wir wollen Flugreisen daher wo immer möglich durch umweltfreundlichen Verkehr ersetzen und ansonsten möglichst klimaneutral gestalten. Dafür ist es wesentlich, dass der Frankfurter Flughafen ein Knotenpunkt für unterschiedliche Verkehre ist: internationale Flüge, Fernbahnen, Fernbusse, Frachttransport und regionale Verkehre. Als Standort des verkehrsreichsten deutschen Flughafens wollen wir als Land Hessen an dieser Transformation mitwirken. Denn in der Klimaneutralität liegt die Zukunft für den Flugverkehr und den wirtschaftlichen Betrieb des Flughafens Frankfurt. Wir wollen die Forschung an emissionsarmen oder nach Möglichkeit klimaneutralem Fliegen voranbringen. In der dicht besiedelten Rhein-Main-Region hat zudem die Reduzierung der Belastungen für Mensch und Umwelt Priorität. Wir wollen einen Dialog zwischen Land und Flughafenbetreiber führen, um einen Plan für den Flughafen aufzustellen, der dem Ziel einer klimaneutralen Infrastruktur nach den Vorgaben des Bundes entspricht und die Belastungen der Region im Blick hat. Wir erforschen weiter die Ultrafeinstaubbelastung rund um den Flughafen, denn Gesundheitsschutz hat für uns Priorität. Auf Bundesebene setzen wir uns dafür ein, dass Subventionierungen des Flugverkehrs abgebaut werden und das Luftverkehrsgesetz sowie das Fluglärmschutzgesetz einen besseren Lärmschutz für die Bevölkerung bieten. Die Gestaltung der Flugverfahren, -routen sowie -entgelte muss stets eine weitere Reduzierung der Lärmbelastung bewirken, auch durch ökonomische Anreize. Mit der Einführung der Lärmobergrenze, dem Fluglärmkommissionsgesetz, den gesteigerten Möglichkeiten der Beteiligung der Öffentlichkeit bei der Festlegung von Flugrouten und -verfahren, der Ausweitung von lärmarmen An- und Abflugverfahren, höheren Lärmentgelten sowie mit Lärmpausen und einer konsequenten Ahndung der Verletzungen der Nachtflugbeschränkungen haben wir bereits viel für den Lärmschutz erreicht. Wir setzen uns weiter dafür ein, dass das, was technisch an Lärmschutz direkt am Flugzeug möglich ist, auch zum Einsatz kommt. Wir halten an dem Ziel fest, mit einem Nachtflugverbot von 22.00 bis 6.00 Uhr verwirklichen für weitere Entlastungen der Anwohner*innen zu sorgen. Dafür muss das Luftverkehrsgesetz auf Bundesebene entsprechend geändert werden. In guter Kooperation mit der Fluglärmkommission werden wir weiterhin alle Möglichkeiten zur Reduktion der Belastungen für die Bevölkerung in der gesamten Rhein-Main-Region umsetzen. Auch die übrigen hessischen Flugplätze sind auf das Ziel der Klimaneutralität zu verpflichten und öffentliche Subventionen abzubauen. Für den Flughafen Kassel wollen wir Nutzen und Kosten in Einklang bringen und deshalb eine Abstufung des Regionalflughafens zum Verkehrslandeplatz betrachten.


Flugverkehr reduzieren und Lärmschutz stärken
Flugverkehr verbindet Menschen aller Kontinente und ermöglicht Handel und Begegnungen. Zugleich ist er ein sehr schädlicher globaler Klimafaktor. Wir wollen Flugreisen daher wo immer möglich durch umweltfreundlichen Verkehr ersetzen und ansonsten möglichst klimaneutral gestalten. Dafür ist es wesentlich, dass der Frankfurter Flughafen ein Knotenpunkt für unterschiedliche Verkehre ist: internationale Flüge, Fernbahnen, Fernbusse, Frachttransport und regionale Verkehre. Als Standort des verkehrsreichsten deutschen Flughafens wollen wir als Land Hessen an dieser Transformation mitwirken. Denn in der Klimaneutralität liegt die Zukunft für den Flugverkehr und den wirtschaftlichen Betrieb des Flughafens Frankfurt. Wir wollen die Forschung an emissionsarmen oder nach Möglichkeit klimaneutralem Fliegen voranbringen. In der dicht besiedelten Rhein-Main-Region hat zudem die Reduzierung der Belastungen für Mensch und Umwelt Priorität. Wir wollen einen Dialog zwischen Land und Flughafenbetreiber führen, um einen Plan für den Flughafen aufzustellen, der dem Ziel einer klimaneutralen Infrastruktur nach den Vorgaben des Bundes entspricht und die Belastungen der Region im Blick hat. Wir erforschen weiter die Ultrafeinstaubbelastung rund um den Flughafen, denn Gesundheitsschutz hat für uns Priorität. Auf Bundesebene setzen wir uns dafür ein, dass Subventionierungen des Flugverkehrs abgebaut werden und das Luftverkehrsgesetz sowie das Fluglärmschutzgesetz einen besseren Lärmschutz für die Bevölkerung bieten. Die Gestaltung der Flugverfahren, -routen sowie -entgelte muss stets eine weitere Reduzierung der Lärmbelastung bewirken, auch durch ökonomische Anreize. Mit der Einführung der Lärmobergrenze, dem Fluglärmkommissionsgesetz, den gesteigerten Möglichkeiten der Beteiligung der Öffentlichkeit bei der Festlegung von Flugrouten und -verfahren, der Ausweitung von lärmarmen An- und Abflugverfahren, höheren Lärmentgelten sowie mit Lärmpausen und einer konsequenten Ahndung der Verletzungen der Nachtflugbeschränkungen haben wir bereits viel für den Lärmschutz erreicht. Wir setzen uns weiter dafür ein, dass das, was technisch an Lärmschutz direkt am Flugzeug möglich ist, auch zum Einsatz kommt. Wir halten an dem Ziel fest, mit einem Nachtflugverbot von 22.00 bis 6.00 Uhr für weitere Entlastungen der Anwohner*innen zu sorgen. Dafür muss das Luftverkehrsgesetz auf Bundesebene entsprechend geändert werden. In guter Kooperation mit der Fluglärmkommission werden wir weiterhin alle Möglichkeiten zur Reduktion der Belastungen für die Bevölkerung in der gesamten Rhein-Main-Region umsetzen.

Auch die übrigen hessischen Flugplätze sind auf das Ziel der Klimaneutralität zu verpflichten und öffentliche
Subventionen abzubauen. Für den Flughafen Kassel wollen wir Nutzen und Kosten in Einklang bringen und deshalb eine Abstufung des Regionalflughafens zum Verkehrslandeplatz betrachten.


Fachkräfte und Arbeitskräfte sichern
Für den Wirtschaftswandel zu einem klimaneutralen Land sowie für die Energie-, Wärme- und Verkehrswende sind gut qualifizierte Fachkräfte entscheidend. Die Auswirkungen des demografischen Wandels sind bereits deutlich spürbar: Fachkräfte werden händeringend gesucht, Stellen bleiben unbesetzt und für Klimaschutzmaßnahmen fehlen Handwerker*innen. Längst geht es nicht mehr nur um einen Fachkräfte-, sondern einen generellen Mangel an Arbeitskräften. Im Rahmen des „Neuen Bündnis Fachkräftesicherung Hessen“ werden wir den Bündnisplan zu einem Fachkraftsicherungspakt weiterentwickeln. Die vom Land geförderten Fort-, Um- und Weiterbildungsangebote werden wir kontinuierlich an die Anforderungen des Wirtschaftswandels anpassen und weiterentwickeln. In Zusammenarbeit mit den Kammern und Verbänden wollen wir das Ausbildungsangebot für Berufe der Energiewende ausbauen. Wir sind auf Zuwanderung angewiesen und wollen als Land Hessen ein attraktiver Standort für ausländische Fach- und Arbeitskräfte sein. Sowohl für die Gewinnung von Arbeitskräften als auch für Unternehmen ist es wesentlich, dass aufenthaltsrechtliche Fragen schnell und unkompliziert bearbeitet werden. Eine zentrale Anlaufstelle soll sich als „Willkommenszentrum“ zukünftig zügig und aus einer Hand um die Anerkennung von Abschlüssen, aufenthaltsrechtliche Fragen und Integrationsmaßnahmen kümmern.


Ausbildung in den Fokus rücken
Wir wollen die duale Ausbildung im Betrieb und in der Berufsschule stärken. Die Zahl der Auszubildenden sinkt und für Unternehmen wird es zusehends schwerer, Ausbildungsplätze zu besetzen. Um Auszubildende zu gewinnen, wollen wir die duale Ausbildung aufwerten. Dazu gehört neben einer wertschätzenden Entlohnung auch eine bessere Infrastruktur. Mit Ausbildungswerken wollen wir analog zu den Studierendenwerken in lokalen Netzwerken in Stadt und Land junge Menschen gezielt mit Wohnungs- und weiteren Angeboten bei ihrer beruflichen Ausbildung unterstützen. Auch Jugendliche mit Lernschwierigkeiten sollen mithilfe aller Akteur*innen eine Chance auf einen Ausbildungsabschluss bekommen. Für die Fachkräftesicherung kommt dem Übergang von der Schule in den Beruf besondere Bedeutung zu. Betriebspraktika werden wir ebenso stärken wie mehr berufliche Orientierung für Schüler*innen aller Schulformen. Wir werben für die Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung. Der Weg in eine berufliche Ausbildung muss für Abiturient*innen ebenso eine selbstverständliche Möglichkeit sein wie der Hochschulzugang für beruflich Qualifizierte.


Industriestandort sichern, kleine und mittlere Unternehmen fördern
Unsere Wirtschaftspolitik hat alle im Blick: die hessische Industrie, den Handel, den Dienstleistungssektor, Großbetriebe ebenso wie kleine und mittlere Unternehmen. Wir wollen Hessens Stärken als Industrie- und Wirtschaftsstandort sichern und ausbauen. Das Verarbeitende Gewerbe und die Industrie in Hessen steht für knapp ein Fünftel der hessischen Bruttowertschöpfung und findet sich in den besonders wichtigen Branchen Chemie, Pharmazie, Biotechnologie, Automobil, Elektro, Metall, Kunststoff sowie Luft- und Raumfahrtindustrie. Hier finden mehr als 500.000 Menschen Arbeit und dieser industrielle Kern wird eine zentrale Rolle bei der Transformation einnehmen. Die hessische Industrie wollen wir gezielt im Bereich der Transformationstechnologien unterstützen und Investitionen ermöglichen. Dafür werden wir weiter gute wirtschaftliche Rahmenbedingungen schaffen, mit der digitalen Verwaltung die bürokratischen Prozesse vereinfachen und alle Unternehmen bei der Digitalisierung und dem Wandel hin zu einer klimaneutralen Wirtschaftsweise unterstützen. Mit der Fortschreibung der Wasserstoffstrategie des Landes unterstützen wir dabei, auch energieintensive Prozesse mit Grünem Wasserstoff klimaneutral zu gestalten. Einen weiteren Schwerpunkt setzen wir auf kleine und mittlere Unternehmen. Um mehr Menschen dafür zu begeistern, ein bestehendes Unternehmen zu übernehmen, werden wir gemeinsam mit Kammern und Verbänden Maßnahmen entwickeln, um Unternehmensnachfolgen attraktiver zu machen. Angebote wie den Digi-Check werden wir ausbauen. Um ihn herum wollen wir auf Grundlage des Klima- und Transformationsfonds ein Ökosystem Wirtschaftswandel schaffen, das gezielte Energieberatung für Unternehmen, Unterstützung bei Umstellungsprozessen, betriebliche Workshops und weitere Angebote für den Einstieg in den Umstieg beinhaltet. Wir wollen den Hochlauf der Europäischen Erneuerbaren-Industrie in Hessen mitgestalten und in Hessen und
Europa Wertschöpfungsketten sichern. Wir unterstützen hessische Unternehmen dabei, die Chancen des europäischen Green Deals zu nutzen, sich am EU-Forschungsprogramm Horizon Europe zu beteiligen, und greifen die „New European Innovation Agenda“ der EU aktiv auf.



Handwerk hat grünen Boden
Die notwendigen Veränderungen und Produkte auf dem Weg zu einer klimaneutralen Wirtschaft werden von Handwerker*innen geplant, gefertigt und installiert. Sie sind das Rückgrat unserer Wirtschaft. Sie wollen wir stärken und gemeinsam mit ihnen Klimaschutz sowie die Energie-, Wärme- und Verkehrswende umsetzen. Unterstützung richten wir einerseits an den Bedürfnissen der Handwerksbetriebe und andererseits an denen des Klimaschutzes aus. Besondere Leistungen von Handwerksbetrieben auf dem Gebiet des Klima- und Umweltschutzes sollen öffentlich gemacht und gewürdigt werden. Wir wollen klimafreundlich arbeitende Betriebe unterstützen, indem öffentliche Träger bei der Vergabe von Aufträgen stärker auf Aspekte des Klimaschutzes achten. Wir arbeiten daran, dass das Handwerk weiter goldenen Boden hat und einen zusätzlichen grünen Boden bekommt.
Um dem Mangel an Fachkräften entgegenzuwirken und finanzielle Hürden zu senken, wollen wir den nächsten Schritt gehen und den kostenfreien Meisterbrief einführen. Mit Meistergründungsprämien wollen wir die erste Gründung eines Handwerksbetriebs unterstützen. Mit Förderprämien wollen wir darüber hinaus die Unternehmensnachfolge von Handwerksbetrieben unterstützen. Dabei legen wir einen besonderen Fokus auf Gründer*innen und Nachfolger*innen. In die Ausbildungen zum*zur Meister*in oder Techniker*in wollen wir Wege in die Selbstständigkeit und das Antreten von Unternehmensnachfolgen stärker einbinden.
Für den umfassenden Ausbau der erneuerbaren Energien braucht es Fachkräfte. Dem aktuellen Fachkräftemangel und langen Wartezeiten auf die richtigen Handwerksbetriebe wollen wir deshalb gezielt entgegenwirken. Dazu wollen wir die Möglichkeit einer Kurzausbildung z.B. für Solateur*innen schaffen und für das Handwerk attraktive Ausbildungs-, Umschulungs- und Qualifizierungsprogramme anbieten. Im Dialog mit den Kammern wollen wir das Ausbildungsangebot für Berufe im Bereich der Energiewende ausbauen.


Hessen als Land der Unternehmensgründer*innen
Hessen soll ein Ausgangspunkt für die Transformation in Schlüsselbranchen sein. Deshalb wollen wir Gründungen, die auf Standortstärken und Nachhaltigkeit einzahlen, gezielt fördern. Dazu gehören Fintechs für den Finanzplatz Frankfurt ebenso wie Start-ups in Schlüsselbranchen wie Energie, Life Sciences & Digital Health, KI und Mobilität. Hier forcieren wir sogenannte Impact Innovations, also Innovationen mit messbaren positiven sozialen oder ökologischen Wirkungen. Impact Start-ups erhalten breitere Förderchancen und erhöhte Fördersätze. Denn diese Unternehmen haben ein großes Potenzial, den Wirtschaftswandel voranzubringen. Mit diesem Fokus wollen wir auch das neue hessenweite Innovationscluster zur Stärkung von Gründung und Transfer unter Einbindung von Wirtschaft, Hochschulen und Gründungszentren weiter ausbauen. Die Gründungs- und Skalierungsfinanzierung werden wir auch insgesamt weiter verstärken und hier die Zugangschancen für Frauen verbessern. Das erfolgreiche Fundraising Readiness Programm wollen wir weiterentwickeln zu einem Investment Readiness Programm für Start-ups und KMU. Wir setzen auf Angebote zur Förderung weiblicher Gründungen und verstärken sie durch branchenspezifische Formate, etwa für „female fintech founders“. Mit diesen Aktivitäten wollen wir ein dynamisches und nachhaltiges Wachstum des hessischen Start-up- und Innovationsökosystems erreichen. Denn Unternehmensgründungen sind der Motor für Innovationen und die Wirtschaft von morgen.


Ökonomie am Gemeinwohl ausrichten
Gesellschaftlicher Wohlstand ist mehr als ökonomischer Wohlstand. Mit Genossenschaften und gemeinnützigen Gesellschaften haben wir eine lange Tradition von Unternehmen, die sich in besonderen Maßen dem Gemeinwohl verpflichtet haben. Durch Energiegenossenschaften, Sharing-Projekte und solidarische Gemeinschaften sind weitere Ansätze hinzugekommen. Social Entrepreneurs und soziale Innovationen können einen wesentlichen Teil dazu beitragen, gesellschaftliche Probleme unternehmerisch zu lösen. Die Beratung für Social Entrepreneurs wollen wir perspektivisch auch in der klassischen Gründungsberatung übernehmen. Mittels einer Impact-Strategie wollen wir erarbeiten, wie soziale Innovationen und Social Entrepreneurship in Hessen vorangebracht werden können. Besonders unterstützen wir Konzepte für Kreislaufwirtschaft und eine Wirtschaft, die auf die Vermeidung von Müll ausgerichtet ist, dies haben wir zentral im Klimaschutzplan verankert. Diese Beiträge für eine nachhaltige Wirtschaftsweise und den gesellschaftlichen Zusammenhalt werden wir unterstützen. Durch Gemeinwohl- und Ökobilanzen können Umweltauswirkungen und Folgen für das Gemeinwohl systematisch analysiert werden. Vor dem Hintergrund der kommenden Nachhaltigkeitsberichtspflicht (CSRD) auch für kleinere Unternehmen setzen wir uns dafür ein, dass es eine Beratungsförderung für Unternehmen geben wird, die neu berichtspflichtig werden.


Gute Arbeitsbedingungen, faire öffentliche Vergaben
Die Tarifautonomie und die Sozialpartnerschaft zwischen Arbeitgeber*innen und Gewerkschaften sind eine tragende Säule für den sozialen Frieden in unserem Land. Wir unterstützen die Tarifpartner bei der Umsetzung von guten und fairen Arbeitsbedingungen. Der Mindestlohn, Tarifverträge oder Vereinbarungen zum Arbeitsschutz dürfen nicht unterlaufen werden. Lohndumping und schlechten Arbeitsbedingungen erteilen wir eine klare Absage. Auch wollen wir die Möglichkeiten zu sozialen und ökologischen Kriterien für öffentliche Vergaben weiter stärken und prüfen, ob wir Start-ups durch öffentliche Vergaberichtlinien besser unterstützen können. Deshalb wollen wir das hessische Vergabe- und Tariftreuegesetz weiterentwickeln und durch Qualifikation sowie Beratung die Kommunen in die Lage versetzen, leichter geeignete und angemessene soziale, ökologische, umweltbezogene und innovative sowie geschlechtergerechte Anforderungen zu berücksichtigen. Wir setzen uns für eine allgemeine Wirksamkeit von repräsentativen Tarifverträgen bei der Vergabe ein. Mit dieser Weiterentwicklung wollen wir noch besser sicherstellen, dass öffentliche Aufträge nur an Firmen vergeben werden, die sich an die geltenden Regeln halten, und dass die Tarifbindung gestärkt wird. Wir wollen, wo immer möglich, Ausschreibungen nach Fachgebieten trennen, damit diese auch für lokale und kleine Handwerksbetriebe zugänglich sind.
Menschen verbringen einen Großteil ihrer Lebenszeit auf der Arbeit, deshalb ist es wichtig, dass die Arbeitsbedingungen gesundheitsfördernd gestaltet werden. Insbesondere den psychischen Belastungen im Beruf möchten wir entgegentreten. In den landeseigenen Betrieben werden wir das betriebliche Gesundheitsmanagement noch weiter stärken. Gemeinsam mit Partner*innen wollen wir eine Initiative „Gesunde Unternehmen in Hessen für attraktive Arbeitsplätze“ auf den Weg bringen. Erste Unternehmen in Hessen testen die Einführung einer 4-Tage-Woche. Wir unterstützen diese Modelle zur Modernisierung der Arbeitswelt.


Innenstädte aufwerten, regionale Wertschöpfung stärken
Wir wollen lebenswerte und lebendige Innenstädte mit einer vielfältigen Mischung von Angeboten erhalten. Die letzten Jahre haben die Strukturen in unseren Innenstädten deutlich verändert. Damit Innenstädte auch in Zukunft als Erlebnis-, Arbeits- und Lebensraum funktionieren können, braucht es umfassende Konzepte, die vielfältige Wohnformen, ein breites kulturelles und soziales Angebot und kleine, inhabergeführte Geschäfte genauso wie finanzkräftige Investoren zusammenbringen. Wir unterstützen die Kommunen mit einer starken Innenstadtförderung „Lebendige Zentren“ dabei, die Innenstädte als Einkaufsmöglichkeit und sozialen Treffpunkt zu stärken und Leerstand zu bekämpfen. Den Investitionskredit Kommunen der WIBank wollen wir auch für einen Zwischenerwerb für eine stadtplanerische Maßnahme ausweiten. Auch im ländlichen Raum ist es unser Ziel, eine wohnortnahe Versorgung mit den Dingen des täglichen Bedarfs sicherzustellen. Zudem kommt insbesondere hier regionalen Wirtschaftskreisläufen eine besondere Bedeutung zu. Durch möglichst kurze Wege zwischen Produktion, Verarbeitung und Verkauf kann Wertschöpfung in der Region gehalten werden. Entsprechende Projekte werden wir weiter fördern.


Tourismusland Hessen
Hessen ist schön und vielfältig. Das erkennen auch immer mehr Tourist*innen aus anderen Ländern. Zusammen mit den Tagesausflügler*innen und den Urlauber*innen aus dem eigenen Land hat sich der Tourismus in Hessen zu einem wichtigen Wirtschaftszweig entwickelt. An diese Stärke wollen wir nach dem durch Corona bedingten Einbruch anknüpfen. Wir werden die Sichtbarkeit und Profilierung der hessischen Tourismusregionen weiter erhöhen und die Aktivitäten der Landesregierung in einem neuen Rahmen bündeln. Unsere Tourismusförderung wird auch weiter die Naturverträglichkeit besonders ins Zentrum stellen. Auch werden wir den Thementourismus fördern, indem wir das Marketing dafür verstärken sowie die Infrastruktur für Wander-, Rad- und Wellnessurlaub in Hessen ausbauen.